Systemische Aufstellung, Familienstellen

Mein Sohn wollte mit 16 aus dem Leben gehen..

Es war eine herausfordernde Zeit für uns beide. Mein Sohn hat ADHS und durchlebte eine schwierige Schulzeit. Trotz stundenlangen Lernens schien das Erlernte am nächsten Tag wie ausgelöscht. Diese Situation war für ihn zutiefst frustrierend und für mich als Mutter schmerzhaft mitanzusehen.

Mit dem plötzlichen Einsetzen der Pubertät wurden die Herausforderungen noch größer. Sein Verhältnis zu seinem Vater verschlechterte sich zusehends, bis der Kontakt schließlich vollständig abriss. Den Schmerz und die Sehnsucht nach der Liebe seines Vaters versuchte er, mit Alkohol und leichten Drogen zu betäuben. Er zog sich in eine eigene Welt zurück, in die ich keinen Zutritt mehr hatte.

Ich fühlte mich macht- und hilflos. Alle meine Versuche, ihm zu helfen, scheiterten. Er verweigerte jede Therapie, jede Form von Unterstützung. Die Wut auf sein Leben und seinen Vater wuchs stetig, bis er sie nicht mehr kontrollieren konnte. Seine Emotionen fuhren täglich Achterbahn.

Immer wieder sagte er: „Ich mag nicht mehr leben. Es ist mir alles zu viel. Es wäre für alle besser, wenn ich nicht mehr da wäre.“

Diese Worte zerrissen mir das Herz. Ich suchte nach Lösungen, absolvierte eine Ausbildung zum diplomierten Mental-Coach und begann, die Zusammenhänge zu verstehen. Dabei wurde mir klar, dass auch ich mich verändern musste.

Zwei Jahre lebten wir in dieser belastenden Situation. Die ständige Angst, dass er sich etwas antun könnte, begleitete mich Tag und Nacht. Wir stritten oft, denn er verweigerte sich jeglichen Regeln. Ich probierte zahlreiche pädagogische Ansätze aus, doch meine Kraft und Geduld schwanden. Die Behörden, an die ich mich wandte, zeigten sich hilflos. Es war zum Verzweifeln.

Nach einer weiteren Aufstellung sagte mir mein Mentor: „Du musst ihn in Liebe loslassen. Respektiere seine Entscheidung, aus dem Leben zu gehen.“

Zunächst war dieser Gedanke unvorstellbar für mich. Ich konnte meinem eigenen Kind doch nicht sagen: „Es ist okay, wenn du gehst.“ Doch mit der Zeit begann ich zu verstehen, was damit gemeint war.

Zwei Jahre später stand ich in unserer Wohnung und sagte zu meinem Sohn:

„Ich liebe dich über alles. Ich fühle deinen Schmerz und deine Überforderung. Wenn du wirklich keinen anderen Ausweg mehr siehst, akzeptiere ich deine Entscheidung – auch wenn es mir das Herz zerreißt.“

Stille.

Er schaute mich irritiert an. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Plötzlich wurde ihm klar, dass er damit die volle Verantwortung für sein Handeln übernehmen musste. Dann brach er in Tränen aus. Ich sagte ihm, dass ich ihm nicht mehr helfen könne, aber dass ich eine Familienaufstellung als letzten Ausweg sehe. Da er mittlerweile 18 Jahre alt war, konnte ich sie nicht mehr für ihn machen – er musste selbst entscheiden.

Er zog sich in sein Zimmer zurück und bat um Bedenkzeit. Minuten voller Ungewissheit verstrichen. Dann kam die erhoffte Antwort: „Ja, Mama, ich bin dabei.“

Am Tag der Aufstellung war er nervös. Ich versprach ihm, dass er nur während seiner eigenen Aufstellung anwesend sein müsse und danach Zeit für seine Ausbildung hätte. Das beruhigte ihn etwas.

Anfangs wollte er seine Geschichte nicht mit den anderen Teilnehmern teilen. Doch als der Aufstellungsleiter die erste Frage stellte, sprudelte alles aus ihm heraus.

Die Aufstellung offenbarte, dass mein Sohn eine große Last aus der männlichen Ahnenreihe seines Vaters trug. Als diese symbolisch an ihren rechtmäßigen Platz zurückgegeben wurde, zeigte sich eine spürbare Erleichterung.

Drei Monate später war die schwere Last verschwunden. Die Überforderung, die ihn so lange gequält hatte, löste sich auf. Er sprühte vor Lebensfreude – und von Suizid war nie wieder die Rede.

Sein Alkoholproblem bestand zwar weiterhin, aber seine Todessehnsucht war besiegt.

Acht Jahre später wurde er „trocken“, absolvierte eine zweite Lehre mit Bravour und fand die Liebe seines Lebens. Es ist eine wahre Erfolgsgeschichte – und ich bin unendlich stolz auf meinen Sohn.

Wir haben viel über die Vergangenheit gesprochen und reflektiert. Heute sagt er: „Weißt du, hätte ich das alles nicht durchgemacht, wäre ich nicht die starke Person, die ich heute bin.“

Wow. Was für eine Erkenntnis.

Mir geht es genauso. Wir durften so viel voneinander lernen. Ich bin unendlich glücklich und dankbar, dass sich alles zum Guten gewendet hat.

Danke, danke, dass du in meinem Leben bist!

Unsere bedingungslose Liebe und unsere Verbindung zueinander sind so tief wie der Ozean.

Diese persönliche Geschichte zeigt, wie kraftvoll systemische Aufstellungen sein können. Ja, es erfordert Mut, hinzuschauen. Doch du bist nicht allein. Gerne begleite ich dich behutsam auf diesem Weg.

Ich liebe meine Arbeit und möchte so vielen Menschen wie möglich helfen, ein glückliches und freies Leben zu führen.

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